Impulse zu den vergangenen Sonntagen

27.6.2021, 13. Sonntag im Jahreskreis: Mk 6,1b-6

 

Ein Prophet gilt nichts in seiner eigenen Heimat“ – dieses Zitat ist uns wohl bekannt.Man kann noch so gut sein und sich noch so große Verdienste erworben haben, daheim ist man immer noch der Sohn vom... oder die Schwester von…. Jesus ging das wohl auch so. Offensichtlich konnte er begeisternd predigen und die Thora auslegen. Aber die ihn kannten, haben ihn in eine Schublade gesteckt. Da konnte er nicht raus. Geht das uns mit Jesus nicht auch manchmal so? In unserer Kindheit und Jugend haben wir Dinge über Jesus gelernt, die immer noch im Hinterkopf festsitzen. Möglicherweise war Jesus ganz anders, ist er jetzt ganz anders für uns, aber wir können das nicht zulassen, denn er ist doch der, von denen wir immer schon wussten, dass...- Vielleicht kann diese heutige Evangeliumsstelle uns dazu einladen, mal mit einem ganz frischen Blick auf diesen Jesus zu schauen, auf das was er sagt, und auf das was er tut. Lassen wir uns überraschen…

 

 

 

 (PR Bernd Adelmann,)

20.6.2021,12. Sonntag im Jahreskreis: Mk 4,35-41

 

Im heutigen Sonntags-Evangelium hören wir von der Stillung des Seesturms. In der Tat gab es am See Genezareth oft Fallwinde und die Fischer, die nicht eigentlich Seeleute waren, gerieten dann wohl auch in Angst. Aber die Bibel ist kein Naturkunde-Lehrbuch und auch kein Geschichtsbuch. Vielmehr kommt es den Autoren darauf an, den Lesern ein Glaubenszeugnis zu geben. Um das allerdings verstehen zu können, ist es hilfreich zu wissen, in welchem Kontext in der Bibel das Wasser vorkommt. Oft wenn von Wasser die Rede ist, ist das Chaos gemeint: Zu Beginn der Schöpfung bedeckte Urflut die Erde, alles war irrsal und Wirrsal...
Bei der Geschichte von der Arche Noah haben die Menschen das Chaos selbst verursacht, indem sie nicht auf Gottes Wort hörten, sondern alles selbst bewerkstelligen wollten und nicht auf Gott vertrauten.
Beim Durchzug durchs Rote Meer gelangten die Israeliten durch das Chaos zu einem Neuanfang, die Ägypter gingen darin unter. Das Jesus auf dem Wasser gehen konnte, könnte bedeuten, dass er über dem Chaos steht. Und als Petrus darin unterzugehen droht , hilft er ihm heraus. Mit Jesus beginnt etwas Neues, Ordnung im Chaos unseres Alltags. Darauf dürfen und sollen wir vertrauen (glauben = vertrauen).

 

(PR B.Adelmann)

13.6.2021, elfter Sonntag im Jahreskreis: Mk 4,26-34

 

Zwei Gleichnisse über das Reich Gottes hören wir heute: Das Gleichnis von der gleich wachsenden Saat und das vom Senfkorn. Was hat es mit diesem "Reich Gottes" auf sich? – Man könnte meinen, dass damit die Kirche gemeint ist. Allerdings ist dieses Wachstum, das im Gleichnis beschrieben ist, bei der verfassten Kirche so überhaupt nicht mehr zu finden. Im Gegenteil: Die Reihen der Gottesdienstbesucher in den Kirchen lichten sich immer mehr, und das zum Teil auch aus gutem Grund... – Was ist das Reich Gottes dann? Manche nehmen an, dass damit der Himmel gemeint ist, der Ort an dem wir kommen, wenn wir gestorben sind und für diesen Ort als würdig erachtet werden. Hier kann uns die heutige Lesung weiterhelfen. Paulus spricht davon, “dass wir fern vom Herrn in der Fremde leben, solange wir in diesem Leib zu Hause sind” (2Kor 5,6), und dass wir es vorziehen, “aus dem Leib auszuwandern und daheim beim Herrn zu sein” (2 Kor 5,8). Dies könnte darauf hindeuten, dass das Reich Gottes nur außerhalb unseres Körpers, also nach dem Tod, zu finden ist. Paulus aber meint mit “Leib” nicht dem Körper, sondern den Leib der christlichen Gemeinde, mit der wir auch verbunden bleiben, wenn wir in der Fremde sind. Er rät dazu, die Geborgenheit dieser Gemeinde zu verlassen, um den Menschen außerhalb von der Liebe Gottes zu erzählen. Die Verbindung zum Herrn, so Paulus, bestehe dennoch weiter... Genau diese Verbindung ist also wohl das Reich Gottes. Der deutsche Mystiker Angelus Silesius bringt es auf den Punķt, wenn er im sechsten Buch  seines Cherubinischen Wandersmannes schreibt: (169)  “Man muß ſeyn/ was man nicht verlihren wil./ Der Weis’ iſt was er hat. Wiltu das Feinperlein. / Des Himmels nicht verliehrn/ ſo muſtu s’ ſelber ſeyn." (Quelle: Deutsches Textarchiv) - das Reich Gottes wirkt in uns selbst, und es liegt an uns, es wachsen zu lassen. Wir bekommen dieses Reich in uns hineingelegt, wie ein kleines Samenkorn. Und wenn wir es zulassen, darf es wachsen...

(PR B. Adelmann)

6.6.2021 / 10, Sonntag im Jahreskreis: Mk 3, 20–35

 

Wer ist Jesus für dich?

Die Frage ist auch bestimmend für unseren heutigen Evangelientext. Zwei Gruppen von Menschen begegnen Jesus und haben eine ganz genaue Vorstellung davon, wie er sein soll und wie nicht. Das sind zum einen die Schriftgelehrten und Pharisäer, die fest in ihren jüdischen Glauben verwurzelt sind. Für sie kann es nicht sein, dass ein dahergelaufener Rabbi Menschen heilt, Dämonen austreibt und das dann auch noch im Namen Gottes tut. Sie sind fest davon überzeugt, dass es sich bei Jesus um ein und Gotteslästerer handelt. Deshalb unterstellen sie ihm, dass er die Dämonen im Namen Beelzebubs austreibt (das ist der verballhornte Name des Philistergottes Baal Zebul (‚erhabener Herr‘)). Die nachfolgenden Verse aus dem Munde Jesu sind redaktioneller Herkunft. Hier wird logisch erklärt, dass es gar nicht sein kann, dass Böses mit Bösem ausgetrieben werden kann.
Die zweite Gruppe, die ein festes Bild von Jesus hat, ist seine Familie. Das ist nicht die bürgerliche Familie, die wir seit dem 19 Jahrhundert kennen, sondern eher der Familien-Clan, den es zur damaligen Zeit gab, und in dem jeder seine Rolle zu spielen hatte. Jesus hatte sich dem nicht gefügt, sondern war ausgerissen. Nach 40 Tagen in der Wüste hatte er sich von Johannes taufen lassen und verkündete jetzt die neue Lehre vom Reich Gottes durch Worte und Taten. Das konnte die Familie so nicht tolerieren und wollte ihn zurückholen.
Dann kommt die entscheidende Wende in diesem Text: Jesus erklärt, wer die Menschen in seiner Nähe für ihn sind (zu denen gehören auch wir als Christen): Brüder und Schwestern, Familie.
Familie ist für ihn nicht mehr der Clan seiner Herkunft, sondern die Menschen, die mit ihm auf dem Weg sind.
Nicht mehr Knechte nennt er uns, sondern Freunde, seine Brüder und Schwestern.
Wir haben den gemeinsamen Vater: Gott.
Und wir sind aufgefordert, geschwisterlich miteinander umzugehen.


(PR B.Adelmann)

Am Sonntag nach Pfingsten feiert die Kirche den Dreifaltigkeitssonntag. Die Trinität ist eines der schwierigen Themen der Theologie. Es gab immer wieder Versuche, sie plausibel zu erklären. Einer der Versuche geht auf die Mittelalterliche Theologie (Scholastik) zurück. Hier wird versucht, zu erklären, wer Gott Vater ist, wer Jesus und wer der Heilige Geist... Allerdings ist es wohl so, dass wir von Gott eher sagen können, wie er nicht ist, als ihn zu charakterisieren.
In der Hirnhemisphären-Forschung hat man herausgefunden, dass die beiden Hirnhälften unterschiedliche Arten des Denkens haben: Die linke Hirnhälfte, die für die Versorgung der rechten Körperhälfte zuständig ist, denkt analytisch, ordnet ein, strukturiert, legt ab. Sie arbeitet digital. Die rechte Hirnhälfte arbeitet anders: Sie denkt analog, in Bildern, in Beziehungen und Zusammenhängen. In der rechten Hirnhälfte sind auch die Emotionen angelegt.
In seinem Roman "der kleine Prinz " lässt Antoine de Saint-Exupéry diesen über die Erwachsenen sagen, sie seien entschieden sehr sonderbar. Wenn man ihnen sage, dass man einen neuen Freund habe, fragten sie nach dessen Größe, Gewicht oder nach dem Einkommen des Vaters. Keiner komme auf die Idee, nach dem Klang seiner Stimme oder nach seinem Lieblings-Spiel zu fragen.
Der Philosoph Martin Buber charakterisiert die beiden Arten der Kommunikation als " ich- es " und "ich-du". Er betont, dass ich-du eigentlich die bessere Art, miteinander zu kommunizieren, ist, man aber als Reminiszenz an die gegenwärtige Gesellschaft immer wieder auch analytisch denken müsse.
Die Gehirnhälften sind miteinander durch das Corpus callosum verbunden. Um richtig kreativ sein zu können, bedarf es der Zusammenarbeit beider Gehirnhälften. So ist es auch bei der Kommunikation und auch beim Glauben.
Wir brauchen einen Inhaltsglauben, wo wir  lernen wie Gott in der Geschichte erfahren wurde, wo wir über Jesus lernen und über Menschen, die den Geist Gottes erfahren haben und versuchen, in diesem Geist zu leben und zu handeln. Unabdingbar notwendig ist aber auch der Beziehungs-Glauben, wo ich nicht versuche, die Eigenschaften Gottes zu analysieren, sondern mit ihm im Gespräch bin. So ist meines Erachtens die Trinität auch besser in diesen Beziehungs-Kategorien zu verstehen: Im römischen Theater haben die Schauspieler durch Masken gesprochen. Wenn unterschiedliche Sprecher dieselbe Maske hatten so war zwar der gespielte Charakter derselbe, aber es klang jeweils eine andere Stimme durch diese Maske (per-sonare = durchklingen). Ein Gott in drei Personen heißt dann: Vater ist Gott insofern er /sie die Welt erschaffen hat und stets neu erschafft, indem er uns Liebe, Leben und gelingende Beziehung schenkt. Sohn ist Gott insofern er in Raum und Zeit gezeigt hat, wie diese Liebe Gottes gehen kann, indem er von Gott gepredigt hat und in seinem Namen geheilt hat. Heiliger Geist ist Gott, insofern er uns heute hilft, die Worte und Taten Jesu mit unserem heutigen Wissensstand zu verstehen und Jesus in unserer heutigen Zeit nachzufolgen, in seinem Geist (der der Geist Gottes ist) zu leben, zu reden und zu handeln. Am Kreuzzeichen kann man sich die Trinität veranschaulichen:
Zu den Worten "im Namen des Vaters " greift man an die Stirn, an den Ort, wo im Kopf das Gehirn sitzt: Durch Denken kommt man zu der Erkenntnis, das ist eine größere Macht geben muss, die unserer Welt zugrunde liegt, eine Liebe, die allen unseren Beziehungen zugrunde liegt: Ich denke an Gott und er denkt an mich...
Dann greift man ans Herz mit den Worten " und des Sohnes ": Jesus hat gezeigt, wie diese Liebe Gottes geht: Ich liebe Jesus, und er liebt mich.
Mit den Worten " und des Heiligen Geistes"  greift mann  sodann an die eigenen Schultern. Das erinnert an das Schild, das nach dem Krieg jemand an einem Kreuz - Torso angebracht hat: " ich habe keine Beine, um auf die Menschen zuzugehen. Ich brauche deine Beine / habe keine Arme, um den Menschen zu helfen - ich brauche deine Arme..."
So begegnet uns Gott stets auf unterschiedliche Art und Weise. Immer ist es derselbe Gott.
Letztlich kommt es auf uns an, dass wirGott durch Jesus Christus kennenlernen, und versuchen in seinem Geist zu leben. 
(PR B. Adelmann)

 

An Pfingsten feiert die Kirche ihrem Geburtstag : Früher mit großer Prachtentfaltung heute eher zurückhaltend...
Was ist es, das die Kirche da feiert? – schauen wir uns die einschlägige Bibelstelle an:
In der Apostelgeschichte ist die Rede davon, dass am Tag des Pfingstfestes "alle" ( gemeint sind die Jünger) an einem Ort versammelt waren, möglicherweise, weil sie sich nach dem gewaltsamen Tod ihres Meisters immer noch nicht sicher fühlten. Da hörten sie vom Himmel ein Brausen wie das eines Sturms, sie nahmen wahr, wie geteilte Zungen, die wie von Feuer waren, sich auf ihre Häupter setzten und sie vom Heiligen Geist erfüllt wurden. Auf einmal konnten sie in anderen Sprachen sprechen: Alle, die zusammenkamen, hörten sie in ihrer eigenen Mundart und konnten sie verstehen.
Zum Verständnis dieser Bibelstelle ist es hilfreich, zu wissen, dass die jüdische Gemeinde (und die Jünger waren alle Juden) 50 Tage nach Pessach das Fest Schawuot feiert in Erinnerung an die Übergabe der 10 Gebote an Mose. Genau an diesem Tag lässt Lukas sie das Wirken des Heiligen Geistes spüren. Das entspricht der späteren Diktion des Paulus (Lukas gilt als Begleiter des Paulus), dass es nach Jesus Christus nicht mehr nur um die blinde Befolgung von Gesetzen geht, sondern um das Wirkenlassen des Heiligen Geistes, des Geistes Jesu Christi, und das Handeln nach dem dadurch geprägten Gewissen. Darauf deuten möglicherweise die geteilten Zungen hin und die Tatsache, dass nicht etwa auf einmal alle lateinisch sprachen, sondern die Jünger die Fähigkeit bekamen, mit jedem so zu sprechen, dass er es verstehen konnte. Es ging also offensichtlich nicht darum, alle zu einer Kirche zu einen, sondern die frohe Botschaft von der Auferstehung Jesu Christi zu den Menschen, in ihre Lebenswelten hinein zu bringen.
Damit ist die Kirche, die an Pfingsten Geburtstag hat, eher nicht die Amtskirche als hierarchisch strukturiertes Organisationsgefüge, denn diese entstand erst im zweiten Jahrhundert also mindestens 100 Jahre nach dem Pfingstereignis. Vielmehr ist es die Gemeinschaft derer, die sich versammeln im Gedenken an Jesus Christus und dem Wunsch, ihm in ihrem Leben nachzufolgen, seine Botschaft der Liebe in die Lebenswelten der Menschen zu bringen. – Geburtstag heißt also nicht, sich feiern zu lassen, sondern sich erinnern zu lassen, wofür man einst angetreten ist. Und das scheint gerade heute wichtig zu sein.
Der heilige Papst Johannes XXIII hat einmal gesagt: "Wir sind nicht auf der Erde, um ein Museum zu hüten, sondern um einen blühenden Garten voller Leben zu pflegen."
(PR B.Adelmann)
 

 

Heute geht es um die Liebe. - Aber im Evangelium kommt die Liebe doch gar nicht vor...- Nicht ausdrücklich, aber sie ist wohl gemeint, wenn Jesus für seine Jüngern betet: "Vater, ich habe deinen Namen den Menschen offenbart,
die du mir aus der Welt gegeben hast".
Wie lautet der Name Gottes? – Nun, Gott hat ihn den Mose gesagt, als er ihn am brennenden Dornbusch darum gefragt hatte. Mose hatte Angst komm mal zum Pharao zu gehen und die Freilassung der Israeliten zu fordern. "wie ist dein Name?", fragte er Gott. "Ich bin für euch da " war Gottes Antwort. Dieses Da-Sein Gottes für uns, das ist seine stetige Liebe zu uns. Denken wir an das Doppelgebot der Gottes und Nächstenliebe, wie es Jesus uns gesagt hat: " du wirst den Herrn deinen Gott lieben aus ganzer Seele, ganzen Vermögen und ganzer Kraft. Ein zweites ist diesem gleich: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.": Weil Gott mich liebt, kann ich erst mich selbst lieben, und erst das befähigt mich dazu, zu anderen in gelingender Beziehung zu leben: zu meiner Mitwelt, zu meinen Mitmenschen...
Jesus bittet Gott darum, die Menschen in dieser Liebe zu bewahren, in einer Welt, in der Beziehungen nachrangig sind.
Martin Buber, ein jüdischer Religionsphilosoph, unterscheidet zwischen zwei Wegen, miteinander umzugehen: Dem Ich-Es-Verhältnis und der Ich-Du-Beziehung. Das Ich-Es-Verhältnis bedeutet, dass ich mein Gegenüber mustere, einschätze, bewerte. Bei einem Baum etwa untersuche ich, wie alt er ist, wie viele Jahresringe er hat, welcher Baumart er angehört, ob er gesund ist.
Die Ich-Du-Beziehung ist anders. Hier nehme ich den Baum als ganzen wahr, empfinde eine Nähe, eine Beziehung zu ihm, kann etwa dem Stamm umarmen (heute spricht man von "Waldbaden").
Ähnlich ist es in der Beziehung zu Menschen. Unsere Gesellschaft ist geprägt vom Ich-Es, obwohl sie das Ich-Du so bitter nötig hätte. Wir brauchen das Ich-Es, sagt Buber, um in unserer Gesellschaft mithalten zu können, umso wichtiger aber ist es, das immer wieder einzelne die Beziehung leben, zur Mitte umkehren. Das meint Jesus in unserem Evangelientext, wenn er davon spricht, dass die Jünger in der Welt, aber nicht von der Welt seien. Sie sollen in der Welt bleiben, aber vom Geist Gottes gestärkt sein: “heilige sie in der Wahrheit”, bittet er  Gott in seinem Gebet.
So sind auch wir immer wieder eingeladen, in gelingender Beziehung zu leben: Zu Gott, zu unserer Mitwelt und zu unseren Mitmenschen, zu uns selbst.
( PR B.Adelmann) 

 

Unsere heutige Zeit ist eine Wurzel-vergessende Zeit. Wir sehen nur die Ereignisse und bringen sie nicht mehr in größere Zusammenhänge. Weihnachten, Ostern, Pfingsten, sind Feste die vor allem der Urlaubstage wegen gefeiert werden. Zusätzlich gibt es neue Feste, die des Kommerzes wegen eingeführt wurden. Denken Sie etwa an Halloween, Mutter- und Vatertag. Letzterer hat mit all den damit verbundenen Riten  nahezu das Ursprungsfest verdrängt:
40 Tage nach Ostern feiern wir Christen das Fest Christi Himmelfahrt... - Etwa 40 Wochen dauert eine Schwangerschaft. Danach beginnt neues Leben. In der Bibel ist 40 eine Symbolzahl: 40 Jahre braucht das Volk Israel um unter der Führung von Mose aus der Gefangenschaft in die neue Freiheit im gelobten Land zu kommen; 40 Tage und Nächte ist Noah mit der Arche unterwegs, bis er am Berg Ararat anlandet und Gott als Zeichen der Freundschaft einen Regenbogen an den Himmel zeichnet. 40 Tage büßt die Stadt Ninifee nachdem Jona ihr das Unheil verkündet hat, falls die Bewohner ihren Lebensstil nicht ändern; 40 Tage schließlich geht Jesus in die Wüste, um danach sein öffentliches Wirken zu beginnen und mit Wundern und Predigten vom Reich Gottes zu erzählen. Und 40 Tage nach seiner Auferstehung hören wir von seiner Himmelfahrt. Da liegt nahe, dass dieses Datum kein kalendarisches Datum ist. Vielmehr bedeutet es, dass hier etwas ganz Neues beginnt: Jesus, der den Menschen nahe und als Meister und Lehrer vertraut gewesen war, ist nun plötzlich ganz anders da. Sie spüren dass er zur Rechten seines Vaters sitzt, dass sie zu ihm beten können.
'Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?' - ermahnen die beiden Engel die Jünger, die in der Erzählung der Apostelgeschichte dem auffahrenden Jesus in den Himmel nachschauen. Zur Zeit der Verfassung dieses Textes waren sich die Hörer der Tatsache bewusst, dass es dabei um ein Bild geht, um eine symbolische Darstellung, nicht um einen Tatsachenbericht. So heißt diese Aufforderung der Engel: Ihr wisst nun, dass  Christus bei Gott ist, aber ihr sollt ihn nicht nur dort suchen.
Findet diese Christus-Wirklichkeit in eurem Leben in eurer Mitwelt in euren Mitmenschen, ja in euch selbst. Wenn ihr in eurem Leben Jesus Christus nachfolgt, könnt auch ihr das Reich Gottes verkünden, könnt auch ihr das Reich Gottes mit aufbauen.
(PR B.Adelmann)
 

 

6. Sonntag der Osterzeit: Joh 15, 9-17

 

In seinem Gedicht "was es ist " beschreibt der Dichter Erich Fried die Liebe: Was die Vernunft als Unsinn, die Berechnung als Unglück, der Stolz als lächerlich bezeichnen würde, ist, was es ist: die Liebe. – der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber schreibt einmal: "die verlängerten Linien der Beziehungen schneiden sich im ewigen Du ". Ich würde sagen: Sie entspringen im ewigen Du, in Gott. Denn Gott ist die Liebe. Sie liegt jeder gelingenden Beziehung zugrunde. Als Jesus einmal von einem Schriftgelehrten gefragt wird, was denn das wichtigste Gebot sei, nennt er das Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe: “du wirst den Herrn deinen Gott lieben mit ganzer Seele, ganzem Vermögen und ganzer Kraft". Und er fügt hinzu: "ein zweites ist diesem gleich: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst". Gott lieben, das ist die Antwort auf Gottes immer schon vorangehende Liebe zu uns. Ich darf mich öffnen für diese Liebe, spüren dass Gott mich liebt. Wenn ich das realisiert habe, werde ich auch mich selbst annehmen können, und erst dann werde ich meinen Nächsten lieben können: Die verlängerten Linien der Beziehungen entspringen in Gott...
In Jesus Christus sehen wir, wie es geht, diese Liebe Gottes mein Leben bestimmen zu lassen. Wenn er uns zur Nachfolge einlädt, so lädt er uns dazu ein, Gottes Liebe zu uns wahrzunehmen, dafür dankbar zu sein, und sie mit anderen zu teilen, denn Liebe wird mehr, wenn man sie teilt.

(PR B. Adelmann)

Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich als Kind frustriert war, wenn ich eine Blume gepflückt hatte, und die nach kurzer Zeit verwelkt war. Inzwischen habe ich gelernt, dass Pflanzen die Verbindung zu ihren Wurzeln brauchen. um leben zu können. Es gibt zwar die Möglichkeit, Ableger zu machen, aber Johannes wollte wohl mit seinem Evangelium kein biologisches Lehrbuch verfassen. Es ging ihm um etwas anderes: Johannes macht deutlich, dass wir mit Jesus Christus in Verbindung bleiben müssen, wenn wir ihm auf eine gute Weise nachfolgen wollen.
Heute leben wir in einer Gesellschaft, die immer mehr ihre Wurzeln zu vergessen scheint. Fragt man die Menschen nach der Besonderheit von Weihnachten. Ostern oder Pfingsten, so werden sie in aller Regel sagen, dass dies willkommene Ferientage sind. Immer weniger wissen genauer, was an diesen Tagen überhaupt gefeiert wird. Und so geschieht dies bei vielen Dingen in unserer Gesellschaft, ja es gibt Feste, die einfach des Konsums wegen gefeiert werden: Halloween zum Beispiel, oder der Valentinstag. Den Menschen ist egal, warum dieses Fest gefeiert wird. Hauptsache: ein freier Tag und was zu feiern.
Auch in unserer Kirche scheint diese Wurzel-Vergessenheit um sich zu greifen.
Als es darum ging, im Zusammenhang mit den Pastoral-Konzepten für die Gemeinde eine Vision zu erarbeiten, haben wir uns zwar überlegt, welchen Weg Gott wohl mit uns gehen will (dies war für uns ein längerer Prozess), etliche andere Gemeinden aber haben überlegt, wie wohl eine zeitgemäße Pastoral aussehen müsse. Da stand die eigene Fantasie und Kreativität im Vordergrund, spirituelle Gedanken hatten eher eine Nebenrolle.
Und wenn wir in unsere Gemeinde schauen, dann gibt es zwar vor manchen Sitzungen einen geistlichen Impuls, manchmal beschränkt dieser sich jedoch auf einen schönen Text, den man sich anhört, um dann zu Tagesordnungspunkt 2 zu wechseln. Nimmt man ernst, was Johannes in dieser Bibelstelle schreibt, so wäre es viel wichtiger, Jesus Christus bei allen Entscheidungen dieser Sitzung präsent sein zu lassen, und sich zu fragen, wie er wohl in dieser oder jener Situation entscheiden würde.
Ein weiterer Gedanke:
In jüngster Zeit gab es ein Schreiben aus Rom zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Das Schreiben hat große Erregung ausgelöst. Allerdings wurde in der Presse oft auch undifferenziert darüber berichtet. Implizit geht es dabei wohl weniger darum, Gottes Segen für zwei Menschen und ihre Beziehung zu erbitten (was  sicherlich kein Problem wäre), sondern um die Spendung des Ehesakramentes an zwei gleichgeschlechtliche Liebende. Zur Zeit Jesu gab es noch keine Sakramente. Dennnoch lohnt sich vielleicht der Gedanke, wie Jesus heute dazu stehen würde. Solche Überlegungen habe ich in diesem Kontext nicht gelesen. Ich denke aber, sie würden uns helfen, im Kontakt zur Wurzel unseres Glaubens, also zu Gott und Jesus Christus zu bleiben und zu handeln.
(PR B.Adelmann) 

 

4. Sonntag der Osterzeit:  Joh 10, 11–18

 

Welches war der Lieblings - Psalm Jesu?
Die Psalmen waren das Gebetbuch der jüdischen Gemeinde auch schon zur Zeit Jesu.150 verschiedene Gebetsformulare standen zur Auswahl zur Verfügung, wenn man ein passendes Gebet suchte. Betrachtet man die Bibelstelle vom heutigen Sonntag, so ist wahrscheinlich, dass der 23. Psalm für Jesus sehr wichtig war. Viele Könige bezeichneten sich damals als Hirten ihres Volkes, aber das Hirte -Sein  Gottes hatte noch einmal eine andere Qualität. Vorbehaltlos und  ohne jegliche Hintergedanken ist Gott für die Menschen da. Und so hat es auch Jesus für sich in Anspruch genommen. Hirte -Sein nicht als Ausdruck von Macht , sondern von Fürsorge. Im Namen Gottes war Jesus für die Menschen da, tat Wunder, predigte von der Menschenliebe Gottes.
Und dies sollte sich auch in seinem Hirte-Sein zeigen: Er wollte ein Hirte sein, der nicht von Bord geht, wenn es gefährlich wird.
Wenn nun aber Gott der gute Hirte ist, und es auch Jesus ist, warum geschieht dann so viel Unheil in unserer Welt? Warum verhindert Gott das nicht?
Die Aussage Jesu hat eine andere Bedeutungs-Ausrichtung: Der Hirte ist nicht der, der die Schafe vor jeglicher Gefahr bewahrt, sondern er ist bei ihnen, wenn es gefährlich wird, und sie können auf ihn vertrauen. So dürfen auch wir, wenn wir in einer schwierigen Situation sind, darauf vertrauen, dass Gott da ist, dass er bei uns ist und uns beisteht.

 

(PR B.Adelmann)

3. Sonntag der Osterzeit:  Lk 24, 35-48

 

In meiner Arbeit mit Trauernden erlebe ich oft, das diese berichten, sie hätten die oder den Verstorbenen gesehen er sei Ihnen ganz nahe gewesen. Manche haben ihren lieben Verstorbenen in der eigenen Wohnung wahrgenommen. Oft trauen diese Menschen sich nicht, von diesen Erlebnissen zu berichten, glauben Sie doch, man hielte sie für verrückt, nehmen an, sie würden Gespenster sehen. Um so eine Erfahrung geht es auch im heutigen Text: In diesem  wird erzählt, wie die Jünger von Emmaus nach Jerusalem kommen und ihren Freunden dort erzählen, was sie auf dem Heimweg nach Emmaus und beim Brotbrechen erlebt hatten. Da plötzlich nehmen auch sie wahr, wie Jesus Christus mitten unter ihnen ist. So leibhaftig, dass er ihnen seine Wundmale zeigt und sogar mach etwas zu Essen verlangt, den angebotenen Fisch verspeist. – Die Schriftsteller des Evangeliums mussten einen Weg finden, um den Hörern und Lesern plausibel zu machen, dass die Jünger tatsächlich gespürt haben, dass Jesus Christus unter ihnen ist.
Anschließend erläutert Jesus Christus den Jüngern, wie die Schriften zu verstehen sind: Gesetzt, Propheten und Psalmen. Damit ist freilich nicht gemeint, dass diese Schriften auf Jesus hin geschrieben sind. Vielmehr dienen sie den Evangelisten dazu, Jesus in der Besonderheit seiner Gottesnähe zu beschreiben. Die Jünger spüren, dass sie von Jesus Christus einen Auftrag bekommen: Sie sollen zu Zeugen seiner Botschaft und seiner Auferstehung werden und den Menschen dieses neue Denken nahe bringen.
Auch wenn wir Gottesdienst feiern, dürfen wir Jesus Christus in unserer Mitte spüren, und wir sollen gestärkt aus diesen Gottesdiensten herausgehen und zu Zeugen seiner frohen Botschaft werden.

 

(PR B.Adelmann)

Weißer Sonntag: Joh 20, 19–31

 

Das heutige Evangelium ist wieder ein alter Bekannter. Alljährlich am Weißen Sonntag wird es uns vorgelesen: Am Abend, nachdem Jesus gestorben und auferstanden war, treffen sich die Jünger in einem verschlossenen Raum. "Aus Angst vor den Juden " – steht im Bibeltext. Das ist verständlich, denn vor einigen Tagen war ihr Lehrer und Meister hingerichtet worden, und sie mussten fürchten, dass ihnen ähnliches geschehen würde. Interessant ist, dass in dieser Bibelstelle von den "Jüngern " die Rede ist und nicht von den Aposteln oder von den Zwölfen. Übertragen wir diese Perikope in die heutige Zeit, sind also nicht nur Bischöfe oder Kleriker gemeint, sondern wir alle, die wir uns als Jünger und Jüngerinnen Jesu verstehen. Auf einmal ist Jesus in ihrer Mitte und grüßt sie mit dem jüdischen Gruß "Shalom": "der Friede sei mit euch ". Das ist nun aber kein ritueller Wunsch, wie er gelegentlich in unserer Sonntagsliturgie vorkommt. Shalom ist mehr, als friedlich miteinander umgehen. Shalom ist Glück, Zufriedenheit, Wohlergehen, Freude. Das wünscht Jesus den Jüngern zum Gruß. Und zum Beweis, dass er es ist, zeigt er ihnen seine Wunden. Und er ruft sie zur Nachfolge, ruft sie dazu auf, seinen Weg zu den Menschen weiter zu gehen. Dann haucht er sie an, so wie Gott bei der Schöpfung Adam angehaucht hatte, um ihnen (neues) Leben und Geist zu geben. In der aramäischen Sprache, der Sprache Jesu, heißt das: " er blies sie an", so wie man in ein Instrument bläst, um in Töne zu entlocken. Die Jünger sollten fortan sein Lied von der Liebe und Barmherzigkeit Gottes weiter singen. Er machte ihnen so Mut dazu. -
“Denen ihr die Sünden erlasst,  denen sind sie erlassen;  denen ihr sie behaltet,  sind sie behalten”, fordert er die Jünger (also uns) schließlich auf, den Menschen, nämlich einander zu verzeihen,  so wie er ist getan hatte. Es handelt sich hier nicht um eine Aufforderung an die Priester (die es damals noch nicht gab), die Vergebung vorzuenthalten... Der Sonntag der Barmherzigkeit, den die Kirche heute begeht, gilt uns allen.

Im zweiten Teil des heutigen Evangeliums geht es um Thomas, einen Vertreter derer, die nicht Auferstehungs-Zeuge waren. Und auch Thomas steht für uns heute. - Jesus zeigt ihm seine Wundmale, weist ihn und die ganze Gemeinde aber auch darauf hin, dass diejenigen glücklich zu schätzen sind, die seiner  Botschaft von Gottes Liebe über den Tod hinaus auch ohne Beweise vertrauen können. Jesus Christus ist auch beim zweiten Treffen inmitten der Jünger, so wie er in unseren Gottesdiensten in unserer Mitte ist.

Ihm dürfen wir vertrauen und seinem Gott. Dann wird der Shalom Jesu auch bei uns und durch uns bei all denen sein, denen wir begegnen...
(PR B.Adelmann)


Jedes Jahr am Ostermontag begegnen uns die beiden Emmausjünger, wie sie nach dem schlimmen Geschehen dass sie in Jerusalem erlebt hatten, nun wieder auf ihrem Heimweg w arenins sechzig Stadien entfernte Emmaus (das sind etwa 11, 5 km). Traurig gingen sie ihren Weg, weil ihr Lehrer und Meister hingerichtet worden war und ihnen jetzt jede Perspektive fehlte. Auf dem Weg sprachen sie miteinander überall dass, was sie erlebt hatten. Da gesellte sich ihnen der Auferstandene zu, den sie aber jetzt noch nicht erkannten. Er hörte ihnen zu und legte ihnen ausgehend von der Heiligen Schrift dar, was das von ihnen Erlebte bedeutete. Schließlich, es war schon Abend geworden, kamen sie zu Hause an, und Jesus tat, als wolle er weitergehen. Sie überredeten ihn, mitzukommen, und sie erkannten ihn am Brotbrechen. – da aber sahen sie ihn plötzlich nicht mehr. Und eilends machten sie sich auf den Weg, um den anderen Jüngern dieser frohe Botschaft weiterzugeben.
Diese Geschichte ist uns vertraut, auch wenn sie vielleicht so gar nicht stattgefunden hat. Es kann eine Beispielgeschichte sein dafür, was in unserer Eucharistiefeier geschieht:
Zunächst kommen wir an mit alledem was uns beschäftigt und bewegt. Das bringen wir vor Gott (im Kyrie). Im Wortgottesdienst erschließt uns Jesus Christus in den Worten des Alten und Neuen Testaments die frohe Botschaft von der Liebe Gottes die unser Leben durchdringen will.
Daran schließt sich die Mahl-Feier an, in der wir uns ganz mit Jesus Christus und seiner Liebe verbunden wissen dürfen.
Dem Aufbrechen der Jünger entspricht schließlich der Schlussteil unseres Gottesdienstes: Wir werden gesegnet zur Nachfolge Jesu Christi,  und wir werden ausgesandt, die frohe Botschaft von Gottes Liebe zu verkünden und für andere erfahr- und erlebbar zu machen.
So gesehen ist die Geschichte von den Emmausjüngern nicht nur eine fromme Erzählung, sondern ein Auftrag an uns, eine Ermutigung, selbst zu Zeugen dieses Jesus und seiner Liebe zu werden. 
PR B. Adelmann

 


In diesem Jahr begleitet uns der Evangelist Markus durch die Evangelien-Lesungen. Drei Frauen, Maria aus Magdala, Maria die Mutter des Jakobus und Salome kaufen, so wird erzählt, kostbare Salböle, um den verstorbenen Jesus zu salben. Dies konnte in der Eile bei seiner Grablegung nicht getan werden. Drei Tage nach dem Tod Jesu, also am ersten Tag der neuen Woche, machten sie sich eilends auf zum Grab. Die Drei-Zahl der Tage ist hier wichtig. Sie bezeichnet immer das Einwirken Gottes. - die Frauen haben es eilig. Sie bedenken noch nicht einmal, dass vor den Eingang des Grabes ein schwerer Stein gerollt worden war. Umso größer ist ihr Erstaunen, als dieser Stein nun beiseite geschoben ist. Anstatt des Verstorbenen  sehen Sie einen jungen Mann in weißem Gewand da sitzen, der Ihnen sagt, Jesus sei nicht hier sondern auferstanden. Und Sie bekommen einen Auftrag: Sie sollen den anderen Jüngern ausrichten, jesus sei ihnen nach Galiläa vorausgegangen. - hier endet der Evangelientext, wie er im Gottesdienst vorgelesen wird. Im Evangelium aber folgt noch ein weiterer Satz: “zitternd vor Furcht und Entsetzen verließen die Frauen das Grab und liefen davon. Sie hatten solche Angst, dass sie niemand etwas davon erzählten, was sie erlebt hatten.” - und mit diesem Satz endete ursprünglich das Evangelium nach Markus. Die Erscheinungen des Auferstandenen, wie Sie in unserem heutigen Markusevangelium folgen, wurden erst nachträglich hinzugefügt. Was bedeutet dieser Schluss? – Nun, dieser abrupte und unerwartete Schluss des Evangeliums sollte die Hörer und Leser provozieren. Sie haben gehört, dass Jesus auferstanden ist, dass Gott ihn nicht allein gelassen hat, ja, dass er wirklich der Messias ist. Wenn nun die drei Frauen solche Angst haben, dass sie sich davor fürchten, diese Botschaft weiter zu sagen, dann sind wir, die Leser oder Hörer dieser Botschaft dazu aufgefordert. In unserem Galiläa, also in unserer Lebenswelt, sollen wir von Jesus Christus und seiner Botschaft Zeugnis geben. Dann werden wir zum einen ihm begegnen, zum anderen werden wir so in seine Nachfolge treten können... 
PR B. Adelmann

 


Waren sie schon mal in Lübeck? Dort gibt es ein interessantes Museum: Ein Hospitalsaal wurde nach mittelalterlichem Vorbild originalgetreu wieder aufgebaut. Die Kranken waren da nicht in zweier- Dreier- oder Vierer-Zimmern untergebracht sondern in einem großen Saal mit etwa 50 Betten. Alle Betten standen leicht schräg, so dass die Patientinnen und Patienten ein Altarbild sehen konnten, das an der Stirnseite des Saales angebracht war. Ein solches Altarbild ist noch im Isenheimer Altar erhalten. Da sieht man Jesus Christus als einen König - am Kreuz. Über seinem Haupt die Inschrift: " Jesus von Nazareth, König der Juden". Und auf seinem Kopf eine Dornenkrone... In der Betrachtung von Jesus am Kreuz haben die Menschen Mut und Hoffnung geschöpft, erfahren, dass Jesus Christus mit ihnen ist, auf ihrem Weg durch die Krankheit: ein König, der nicht antreibt, sondern mit-, ja vorangeht. - Auch am Beginn der Karwoche erleben wir Jesus,  als König: wie er in die Hauptstadt einreitet. Und in der Tat hatten die Juden zu dieser Zeit einen königlichen Retter aus dem Hause David, einen Messias, erwartet, der sie aus der römischen "Knechtschaft" befreien sollte (unter dieser Herrschaft mussten die Juden viele Abgaben leisten). Ein König, wie ihn die Leute sich gewünscht hätten, wäre stolz auf einem Pferd in die Hauptstadt geritten. Jesus aber nimmt einen Esel. Damit zitiert er in seinem Tun den Propheten Sacharja: "Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze!
Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.” - Ein Pferd ist das Reittier eines Macht-Habers. Es ist darauf dressiert, das zu tun, was der Reiter will. Tut es das nicht, bekommt es die Sporen (ähnlich wie manchmal die Untertanen...). – Anders ein Esel: Er hat seinen eigenen Willen. In der Bibel wird dies mitunter positiv dargestellt besonders in der Erzählung um Bileam (Num 22,22). Jesus sagt wohl: “ gebt dem Kaiser was des Kaisers ist”, aber er gebietet nicht, sich ihm kritiklos zu unterwerfen (Lk 20,25). Vielmehr sagt er: " gebt Gott, was Gottes ist ". So könnte der Esel auch für uns Christen stehen und uns daran erinnern, dass wir stets unser Gewissen gebrauchen sollten.
Jesus jedenfalls zeigt sich als einer, der nicht Machthaber sein will. Er ist König eines anderen Königreiches: des Reiches der Liebe, der  gelingenden Beziehungen,  ein helfenden König, wie es Sacharja sagt. Er ist einer, der, obwohl er weiß, dass er dort gefangen genommen werden wird, nach Jerusalem geht, weil er konsequent die Liebe Gottes verkünden will. Wenn wir ihm nachfolgen wollen, so dürfen auch wir unsere Kirche nicht auf Macht aufbauen, sondern auf gegenseitiges Vertrauen und das Vertrauen auf die Liebe Gottes.
(PR B.Adelmann)
 

 

Die heutige Bibelstelle ist ein alter Bekannter: In einem neueren Kirchenlied heißt es: " das Weizenkorn muss sterben, sonst bleibt es ja allein, der eine lebt vom anderen, für sich kann keiner sein. Geheimnis des Glaubens: Im Tod ist das Leben " – in der Regel meint man, das Jesus hier von seinem eigenen Tod spricht, der der Menschheit das Leben schenkt...
Der nächste Vers wirft freilich ein anderes Licht auf diesen Satz. Hier heißt es: " wer sein Leben liebt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben ". Dieser Satz bezieht sich nicht auf das Leben nach dem Tod, vielmehr heißt es, dass man nicht so sehr auf sich selbst schauen soll, sondern dass es wichtig ist, in gelingenden Beziehungen zu leben: Zu Gott, zu seinen Mitmenschen und zu seiner Mitwelt.
Leben in Gott, in seinem Reich, ist Leben in gelingender Beziehung. So heißt es im oben zitierten Kirchenlied in der letzten Strophe: " Wir leben füreinander, und nur die Liebe zählt ".
" im Tod ist das Leben ", heißt dann: Erst, wenn ich nicht mehr nur um mich selbst kreise, kann ich Liebe annehmen und Liebe verschenken. Was muss ich also tun, um richtig zu leben? – das sagt uns wiederum der Bibeltext: Jesus dienen, das heißt ihm nachfolgen.
Auf die Bitte Jesu dass Gott seinen Namen verherrliche, erhält er die Antwort vom Himmel: " ich habe ihm schon verherrlicht und werde ihn wieder verherrlichen ". Der Name Gottes ist: " ich bin da ". In Jesus war Gott da, und in uns will er da sein, indem wir wie Jesus da sind für andere... 
(PR B.Adelmann)

 

Am heutigen Sonntag feiert die katholische Kirche Laetare. Die liturgische Farbe kann an diesem Sonntag außer  dem violett der Fastenzeit auch rosafarben sein, wie am Sonntag Gaudete in der Adventszeit. Und wie auch an diesem Sonntag geht es heute um die Vorfreude auf das bevorstehende Fest. Dieser Sonntag ist ein Zeichen, dass wir nicht zurückschauen sollen auf das was war, sondern quasi visionär unseren Blick mach vorne richten.- " Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten,  endlosen Meer", so schreibt Antoine de Saint-Exupéry in seinem Buch "die Stadt in der Wüste".
Im heutigen Evangelium vergleicht der Evangelist Johannes Jesus Christus mit der ehernen Schlange, die Mose beim Auszug aus Ägypten nach oben gehalten hat. Die Israeliten waren auf ihrem langen Auszug aus der Gefangenschaft in Ägypten verzagt gewesen und hatten sich beschwert, wollten gar wieder zurück nach Ägypten, weil sie keine Perspektive sahen. In der Bibel steht, das Gott dann Schlangen geschickt habe, an deren Biss die Menschen gestorben seien. Einzig der Blick auf die von Mose hoch gehaltene eherne Schlange habe sie gerettet. Auch hier hatte den Menschen eine Vision gefehlt. Und das hatte das Klima unter dem Menschen verdorben (das Symbol der Schlangen). Die Schlange des Mose könnte diese Vision darstellen. Er hatte das Böse gebändigt und zeigte den Weg in die Zukunft. So schreibt auch Johannes, dass, wer auf Jesus vertraut, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat. Jesus sei nicht gekommen, um zu richten, also über das Vergangene zu urteilen, sondern um zu retten, nach vorne zu führen, zu einem Leben im Reich Gottes. Johannes schreibt, dass die Menschen sich gewissermaßen selbst richten, wenn sie Jesus nicht erkennen  (die Finsternis mehr als das Licht lieben), es aber darauf ankomme, die Wahrheit Jesu zu tun, und damit ihre Taten in Gott zu vollbringen und somit nach vorne zu schauen und zu gehen.

Machen wir uns also auf im doppelten Sinne des Wortes:
Öffnen wir uns für das Wort und das Vorbild Jesu Christi,
und gehen wir mit ihm in eine hoffnungsvolle Zukunft ...
(PR B. Adelmann)

 

Zwei Gedanken zum heutigen Sonntagsevangelium:

Erster Gedanke:
Es wirkt verwunderlich dass Jesus auf einmal so aggressiv auftritt. Mir  sind Jesus-Filme vor Augen, wo er die Händler aus dem Tempel heraus wirft, die Geldstücke auf dem Boden rollen das Vieh durcheinander läuft.
Wie passt das zu dem "Friedensfürst", zu dem, der die Liebe Gottes verkündet? – Nun, Jesus vollzieht einen inneren Wandel: Zunächst steht tatsächlich die frohe Botschaft von Gottes Liebe im Mittelpunkt seiner Verkündigung und seines Wirkens. Durch Wunder macht er deutlich, dass Gott das Leben will und es in Fülle will. Im Laufe seiner Verkündigung merkt Jesus aber, dass die Menschen vieles wohl hören, aber ihr Leben und ihr Verhalten dennoch nicht ändern. So macht er auch im Tempel deutlich dass es so nicht gehen kann. Und er riskiert damit auch, dass er die führenden Kreise der jüdischen Gesellschaft gegen sich einnimmt, profitieren doch gerade auch die Sadduzäer vom Wechsler- und Händlergeschäft im Bereich des Tempels. Jesus merkt also, dass es darauf ankommt, seinem Glauben je neue Ausdrucksformen zu geben, entsprechend der sich (nicht) ändernden Umwelt und Gesellschaft. Auch für uns ist ein solches Aggiornamento (= Aktualisierung) unseres Glaubens stets wichtig. Wir können eben nicht auf einem Glauben beharren, der sich früher bewährt hat, angesichts einer sich ändernden Umwelt...

Zweiter Gedanke:
Handel und Geldwechsel waren normal im Tempel, denn weil dieser Ort herausgehoben sein sollte als heiliger Ort, gab es dort eine eigene Tempelwährung und selbstverständlich brauchte man Wechsler, die die Landeswährung gegen die Tempelwährung eintauschten. Auch die Händler waren normal, denn nicht jeder hatte die entsprechenden Opfertiere bei sich zu Hause aufgezogen. Offensichtlich aber war der Sinn dieses Handelns verloren gegangen: Der Handel war zum Selbstzweck geworden und nicht mehr hingeordnet darauf, dass die Opfertiere ja zur Ehre Gottes dargebracht werden sollten. "Ihr habt das Haus meines Vaters zu einer Markthalle gemacht!" ruft er ihnen zu.
Oftmals haben sich vielleicht auch bei uns Verhaltensweisen innerhalb der Kirche dergestalt verändert, dass sie zum Selbstzweck geworden sind und nicht mehr der größeren Ehre Gottes dienen, und dies ist auch auf Gemeinde-Ebene zu beobachten.
Lassen wir uns von Jesus daran erinnern, dass Gott das Zentrum unseres Glaubens und unserer Gemeinde ist und bleiben soll, und dass es darauf ankommt, sein Liebes-Angebot anzunehmen und weiter zu schenken.
(PR B. Adelmann)

 

2. Fastensonntag: Mk 9, 2–10

 

Etwa um 70 nach Christus ist das Markus Evangelium entstanden, also circa 30 Jahre nach Jesu Tod und Auferstehung, die im heutigen Evangelium reflektiert wird: Jesus geht mit drei seiner Jünger auf dem Berg Tabor und wird dort verklärt. Plötzlich erscheinen neben ihm Elia und Mose. Petrus, ganz hingerissen von diesem Geschehen, bittet Jesus darum, doch da zu bleiben, drei Hütten zu bauen: Eine für Mose eine für Elia und eine für ihn, Jesus.
Offensichtlich keine gute Idee in den Augen Gottes, denn es wird beschrieben, dass eine Wolke über sie kommt (die Wolke ist im Alten Testament sehr oft ein Symbol für Gott). Aus der Wolke hören Sie die Stimme Gottes: “das ist mein geliebter Sohn. Auf IHN sollt ihr hören”.
Mose steht im Alten Testament für das Gesetz, Elia für die Propheten. Der Wunsch, drei Hütten zu bauen, würde dann bedeuten, das Petrus Jesus den beiden beigesellen möchte und an diesem schönen Moment festhalten.
Das Wort Gottes deutet jedoch darauf hin, das in Jesus das Gesetz und die Propheten bereits erfüllt sind.
Ein wichtiger Gedanke bei dieser Bibelstelle scheint mir auch zu sein, dass es offensichtlich unser Anliegen ist, schöne Momente festzuhalten. In Goethes Faust sagt Doktor Faustus zu Mephisto: „Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, dann will ich gern zugrunde gehen“ und verkauft ihn damit seine Seele...
Bei Hermann Hesse lesen wir (Stufen): "Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, / An keinem wie an einer Heimat hängen, / Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, / Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten. / Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise /
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen; / Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, / Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen...."
Jesus ist nicht dabei stehen geblieben, die Größe und Güte Gottes zu verkünden und Wunder zu tun. Er hat gespürt, dass seine Sendung seinem ganzen Lebens - Einsatz verlangt, und er hat sich offen gegen Unrecht bekannt (Tempelreinigung), was schließlich zu seiner Verhaftung und zu seinem Todesurteil geführt hat. Auch für uns heißt dies, das unserer Glaube sich im Laufe unseres Lebens verändern muss: Von einer naiven Kinderglauben viel zu einer reflektierten Jesus-Nachfolge.
Und auch für unsere Kirche kann dies heißen, dass sie die Zeichen der Zeit erkennen muss. Die Kirche von heute kann nicht dieselbe sein, wie die vor 20 Jahren. Und in 20 Jahren wird unsere Kirche vermutlich wieder ganz anders sein müssen. Es gilt nicht sich an die Zeitströmungen anzupassen, aber auf sie zu reagieren, mit ihnen in Dialog zu treten. Wer aber derselbe ist und bleibt, das ist Gott, wie in Jesus gepredigt und gelebt hat. Vertrauen wir auf seine Liebe durch alle wechseln beim Zeiten hindurch...

(Pastoralrefent B.Adelmann) 

 

 

1. Fastensonntag: Mk 1,12-15

"Und führe uns nicht in Versuchung sondern erlöse uns von dem Bösen " – so beten wir im Vater Unser meistens ohne genauer darüber nachzudenken...

Manch einer hat auch seine Schwierigkeit mit dieser Formulierung: Wie könnte Gott uns in Versuchung führen? Er ist doch ein guter liebender Gott.

Im heutigen Evangelium wird Jesus in Versuchung geführt (Mk 1,12f):

"In jener Zeit trieb der Geist Jesus in die Wüste. Jesus blieb vierzig Tage in der Wüste und wurde vom Satan in Versuchung geführt ". Mit Geist ist hier die göttliche Kraft gemeint: Gott treibt Jesus in die Wüste damit er dort vom Satan in Versuchung geführt wird. Wie kann das zu unseren Gottesbild passen?

Nun wissen wir, dass 40 in der Bibel immer die Zeit des in sich Gehens ist und gefolgt wird von einem Neuanfang (Arche Noah, Auszug aus Ägypten...). Satan ist kein Gott ähnlicher Dämon und auch kein mächtiger Gegen-Gott. In der alttestamentlichen Denkweise ist er der Widersacher, der Ankläger vor Gott, verkörpert also all die Kräfte, die uns von einer gelingenden Beziehung zu Gott, zu unseren Mitmenschen, unserer Mitwelt und zu uns selbst abhalten. Diese Kräfte kennen wir auch bei uns. Es ist oft die Versuchung zu eigener Macht. Mehr oder weniger ist diese Versuchung auch typisch für unsere gegenwärtige Zeit. Wir glauben, alles selbst in den Griff zu bekommen, leben in einer Zeit des Machbarkeitswahns. Zeiten, wie die der Pandemie, können uns da eines Besseren belehren...

Etliche Menschen finden zurzeit wieder den Weg zurück zum Gebet, zum Vertrauen auf eine gute Macht, die doch größer ist als wir.

" führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen " kann dann heißen: " lass uns nicht in Versuchung geraten, zu glauben, wir könnten alles selbst, sondern befreie uns von diesem Gedanken, und lass uns vertrauen auf einen Gott, der es gut mit uns meint, und der uns letztlich hält...". In diesem Vertrauen hat Jesus schließlich sein öffentliches Wirken begonnen:

"Vertraut auf die froh machende Botschaft - das Reich Gottes ist euch nahe! " ruft er seinen ZuhörerInnen zu...

 

... und auch wir dürfen darauf vertrauen.

 

(PR B.Adelmann)

 

 

Aschermittwoch: Mt 6, 1–6.16–18

 

 

Bei einem Einkauf habe ich kürzlich eine Papiertragetasche gekauft. Auf der stand mit großen Lettern:“ MEHR FÜR MICH“. – Das scheint eine Maxime unserer heutigen Zeit zu sein: jede*r schaut auf sich, dass sie oder er genug bekommt – und sei es auf Kosten anderer. Ein Paradebeispiel dafür ist der ehemalige amerikanische Präsident: „Make Amerika great again!“ – Mehr für mich!

 

Mit dem heutigen Aschermittwoch beginnt die 40-tägige Fastenzeit als Vorbereitungszeit auf Ostern. – Warum gerade 40 Tage? – Nun, die 40 ist eine symbolische Zahl in der Bibel:

 

40 Tage und Nächte lang war Noah mit der Arche unterwegs, bis die 2. Taube den Zweig zurückbrachte als Zeichen dafür, dass wieder Land in Sicht war. Als sie an Land gegangen waren, setzte Gott einen Regenbogen an den Himmel als Zeichen für den Bund, den er mit den Menschen schließen wollte. Die Flut hatte er geschickt, weil jeder nur an sich selbst gedacht hatte, weil die Devise war: „mehr für mich (und weniger für andere)“. Noah war einer, dem es nicht nur um sich selbst ging. Vielmehr war er jemand, der in gelingender Beziehung lebte: zu Gott, zu seinen Mitmenschen, seiner Mitwelt und zu sich selbst.

 
40 Jahre lang dauerte der Auszug aus Ägypten, die zentrale Freiheitserzählung im Alten Testament: Gott hat sein Volk befreit, auch wenn es zwischendurch immer wieder murrte. Nach 40 Jahren kamen sie am Jordan an und überquerten diesen Fluss hinein in das gelobte Land, das ihnen Gott verheißen hatte.

 

An genau diesem Ort hielt Johannes der Täufer seine Umkehrpredigt. Schließlich taufte er auch Jesus. Daraufhin begab dieser sich 40 Tage lang in die Wüste, um danach sein öffentliches Wirken zu beginnen. Er begann damit, die Menschen zur Umkehr zu rufen: „tut Buße und glaubt an das Evangelium“. So steht es in der Übersetzung Martin Luthers. Genau genommen heißt die Übersetzung des griechischen Textes: „denkt neu und vertraut der frohen Botschaft“.

 

40 weist also immer auf eine Zeit hin, auf die ein Neubeginn folgt, eine Zeit der Vorbereitung auf diesen neuen Anfang. So hat auch diese Fastenzeit 40 Tage. Es ist eine Zeit der Vorbereitung auf Ostern, eine Zeit in der wir neu denken sollen: Weg vom Egoismus, weg vom „immer mehr“ – hin zu einem Leben in gelingender Beziehung zu Gott, zu unseren Mitmenschen, zu unserer Mitwelt und schließlich zu uns selbst. Das brauchen wir nicht an die große Glocke hängen. Darauf weist uns der heutige Evangelientext hin: es geht nicht darum, vorgeschriebene Bußübungen zu erfüllen, es geht nicht darum, sich mit Verzichterklärungen zu übertreffen, sondern es geht um mich und die Beziehungen, in denen ich lebe.

 

Wenn wir genau hinsehen und nachzählen, merken wir, dass die Fastenzeit ja mehr Tage als 40 hat. Im Schwarzwald, in rein protestantischen Gegenden (und auch in der Schweiz), fängt sie später an. Da ist eine Woche nach Fasnacht noch mal die sogenannte Buure-Fastnacht. Das kam so, weil dort die Fastenzeit tatsächlich 40 Tage hat. Im katholischen Bereich hat sie mehr Tage, weil die Sonntage in der Fastenzeit herausfallen: jeder Sonntag ist ein kleines Ostern und erinnert uns so an das „Ziel“ unseres Weges.

 

Nutzen wir also diese Zeit der 40 Tage, um unsere Beziehungen wieder neu zu spüren: zu Gott, zu unseren Mitmenschen, zu unserer Mitwelt und zu uns selbst. Und so gesehen hat der Aufdruck auf der Einkaufstüte doch recht: diese Fastenzeit kann und darf wirklich ein MEHR FÜR MICH sein, als einen Menschen, der in gelingender Beziehung lebt.

 

 

6. Sonntag im Jahreskreis: Mk 1,40-45

Heute lesen hier im Evangelium abermals eine Heilungsgeschichte: Ein Aussätziger kommt zu Jesus und bittet ihn um Heilung, so wie es damals viele getan haben. “Wenn du willst, kannst du mich rein machen”, sagt er zu Jesus. Der bekundet seinen Willen und heilt den Aussätzigen, trägt ihm aber auch auf, sich nur dem Hohepriester zu zeigen und ein Dankopfer dar zu bringen, so wie es Mose geboten habe. Niemand anderem sollte er davon erzählen. - Das genau aber tut der Geheilte, und viele strömen zu Jesus, um sich ebenfalls von ihm heilen zu lassen.

Was könnte die Aussageabsicht dieser Geschichte sein? - Wieder geht es in dieser Erzählung darum dass Jesus kein Wunderheiler sein will. Wenn er heilt, tut er dies durch das Gebet und bittet Gott, seinen Vater darum, diesen Menschen zu heilen. Darauf weist deutlich Jesu Auftrag an dem Geheilten hin, sich dem Priester zu zeigen und das vorgesehene Dankesopfer an Gott dar zu bringen.

Nachdem der Geheilte das aber weiter erzählt hat, kommen alle zu Jesus, um ihrerseits ein Heilungswunder von ihm zu erbitten. Sich als Wunderheiler zu zeigen, aber war nicht die Absicht seiner Krankenheilungen. Vielmehr wollte er durch sie seine Predigt von der Güte Gottes unterstreichen. Deshalb zieht sich Jesus an einsame Orte zurück...

So sollen auch uns die Heilungswunder Jesu vom Reich Gottes sprechen, von seiner Liebe, die uns geschenkt ist, und die wir in unseren Beziehungen leben und weitergeben sollen.

 

(PR B. Adelmann)

 

Fünfter Sonntag im Jahreskreis: Mk 1,29-39

Heute begegnet uns eine ungewöhnliche Geschichte. Da wird erzählt, dass Jesus die Schwiegermutter des Petrus gesund macht, und dass daraufhin viele Menschen ihre Kranken zu Jesus bringen, damit er sie heile. In der Bibel steht: "Jesus heilte viele Kranke und vertrieb viele Dämonen". Und obwohl noch viele weitere ihre kranken Angehörigen bringen möchten, macht sich Jesus klammheimlich aus dem Staub früh am Morgen. Das hätten wir wohl nicht von ihm erwartet, dass er die Menschen einfach stehen lässt... - 

 Auf den Einwand seiner Jünger, dass alle im suchten, sagt Jesus lapidar dass er in andere Dörfer dieser Gegend gehen will, um dort die frohe Botschaft zu verkünden, denn das sei seine eigentliche Intention...

Die Leute hatten in Jesus nur noch den Wunderheiler gesehen und darüber war seine Botschaft ganz in Vergessenheit geraten. 

 Jesus war aber nicht gekommen, um alle gesund zu machen, um alle mit dem Heil zu bedienen. Viel wichtiger war ihm die Botschaft der Liebe. Diese ist allerdings Gabe und Aufgabe zugleich. 

Das könnte auch für uns wichtig sein. Es ging Jesus nicht darum, dass er als Wunderheiler verehrt würde,  als "Heiland". Vielmehr hatte er eine Botschaft für die Menschen. Sie sollten ihm nachfolgen, selbst Liebe verschenken. So soll es auch für uns nicht primär darum gehen, uns von Gott beschenken zu lassen, auch wir sind in die Nachfolge Jesu gerufen. Auch wir sollen die gute Nachricht verkünden und damit das Böse vertreiben...

Lassen wir uns also von Gott mit seiner Liebe beschenken - und schenken wir die Liebe weiter.

 

(PR Bernd Adelmann)

 

Vierter Sonntag im Jahreskreis: Mk 1,21-28

Im heutigen Evangelium geht es um eine Dämonenaustreibung: Ein Mensch der von einem unreinen Geist besessen ist und fortwährend schreit: “was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazareth? “ - Als ich vor einiger Zeit als Patient im Krankenhaus war, hörte ich aus der Psychiatrie die ganze Nacht durch einen Patienten schreien. Heute weiß man, dass es sich dabei um eine psychische Erkrankung handelt. Zur Zeit Jesu und auch in der Zeit der Erstellung des Mk-Evangeliums konnte man das noch nicht wissen. Man erklärte sich das ungewöhnliche Verhalten durch die Besessenheit von Dämonen.
Dennoch birgt diese Bibelstelle auch für uns eine wichtige Botschaft:
Dämonen stehen für all das Böse in unserer Welt, in unserer Umgebung, und auch in uns selbst. Wir brauchen bloß das Fernsehen einzuschalten, um davon zu hören und zu sehen.
Angefangen bei der Corona Krise und ihren Auswirkungen über die Situation der Flüchtlinge bis hin zu Neid und Missgunst, die wie wir mitunter sogar bei uns selbst feststellen können.
Was aber ist die Botschaft unserer Bibelstelle? - sie zeigt auf, dass es da eine stärkere Macht als das Böse gibt: Den Heiligen Gottes, der eine neue Lehre mit Vollmacht verkündete. Diese neue Lehre ist die Botschaft der (Nächsten-)Liebe...


Als Christen und Christinnen sind wir aufgerufen, Jesus nachzufolgen, gelingende Beziehung zu leben, zu unseren Mitmenschen, zu unserer Mitwelt, zu uns selbst und zu Gott, dem Ursprung dieser Liebe.
Und das fängt im Kleinen an: Im Umgang miteinander in unseren Gemeinden ...

Diese Ohnmacht der Liebe ist mächtiger als jede Macht, und sie hilft uns, Machtstrukturen abzubauen.
"Seht, wie sie einander lieben",  hat man zu Zeiten des Kirchenvaters Tertulian über die Christen gesagt.
Vielleicht wird man es auch einmal über uns sagen können...

 

(PR Bernd Adelmann)

 

Dritter Sonntag im Jahreskreis: Mk 1, 14–20

Der heutige Evangelientext steht am Übergang zwischen dem Prolog des Markusevangeliums und dem eigentlichen Evangelientext. Nach der Auslieferung des Johannes verkündet Jesus - schon in Galiläa - das Evangelium Gottes. ”Evangelium” ist eine frohe Botschaft, eine Heilsbotschaft. Die Hörer das Evangeliums kanten diesen Begriff durch die "Heilsbotschaften"  des Kaisers. Im Gegensatz dazu ist das Evangelium Gottes aber eine wirk-liche Heils-Botschaft. "Kehrt um", ruft Jesus seinen Zuhörern zu, " und glaubt an das Evangelium", denn die Zeit sei erfüllt und das Reich Gottes sei nahe. - So lesen wie es in der Einheitsübersetzung.

Schaut man sich den griechischen Text genau an, so ist das nicht ganz präzise übersetzt. Denn für ”Zeit” steht hier das griechische Wort "kairos". Das kann man übersetzen mit “richtiger Zeitpunkt “, “Chance", “entscheidende Gelegenheit”. Diese Chance ist uns also geschenkt durch die bereits angebrochene Königsherrschaft Gottes im Wirken Jesu. Was bedeutet das? - Nun, diese Königsherrschaft ist eben nicht gekennzeichnet durch Macht, Unterdrückung, Ausnutzung der Untergebenen. sondern was sie ausmacht, ist die Art und Weise des Miteinander-Umgehens. Diese Liebe ist weit mehr als ein Gefühlszustand. Sie ist eine Lebenshaltung, eben die Königsherrschaft Gottes. - Dabei  kommt mir der Text eines neuen geistlichen Liedes in den Sinn: "Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde - heute wird getan oder auch vertan, worauf es ankommt, wenn er kommt" - nämlich die Liebe...
Wenn wir  ”kehrt um”  hören, denken wir gerne gleich an die Fastenzeit, an Buß-Übungen, an Sack und Asche. Betrachtet man das Wort aber genau, so heißt es: "denkt neu". Denkt also neu, verlasst die alten Denkmuster und vertraut auf dieser frohe Botschaft, auf diese Heils-Botschaft Gottes, die uns Jesus vorgelebt hat!
Die dann beschriebene Berufung der vier Jünger lehnt sich im Aufbau ganz an die alttestamentarische Erzählung der Berufung des Elischa durch Elia an und macht deutlich , dass Jesus für die Verkündigung dieser Frohen Botschaft  der Liebe eine Gemeinschaft von Menschen sucht und braucht, die diese Liebe zu leben versucht...
Könnten wir eine solche Gemeinschaft sein?

                                                                                 PR  Bernd Adelmann

(2. Sonntag im Jahreskreis / Joh 1, 35–42)

Im heutigen Evangelium hören wir von zwei Jüngern, die hören, wie Johannes der Täufer Jesus als das "Lamm Gottes" bezeichnet, und so zu Jüngern Jesu werden. - Etwa 100 Jahre nach Jesu Tod und Auferstehung wurde das Johannesevangelium geschrieben. In der jungen Gemeinde wurde Jesus bereits als der erwartete Messias gefeiert, als der Christus, und damit auch als das Opferlamm (in Anspielung auf das Paschalamm). Es soll also in dieser Stelle gezeigt werden, dass diese beiden Jünger das schon gespürt haben. Sie fragen Jesus, wo er wohne. Vielleicht könnte man auch sagen: Wo er seine Wurzeln hat, wo seine geistige Heimat. Er hält ihnen nicht etwa eine Predigt, sondern er lädt sie ein, mitzukommen und selbst zu sehen. Diese Stelle erinnert an den Kirchenvater Tertulian, der im dritten Jahrhundert geschrieben hat, dass die Heiden über die Christen sagten, man erkenne Sie daran, wie sie einander lieben... - wir sollen also als Christen nicht primär an unseren Worten gemessen und erkannt werden, sondern vielmehr daran, wie wir handeln und wie wir uns verhalten. Das war es auch, was die Jünger bei Jesus gelernt haben, wenn sie ihm nachfolgten.
Andreas war der eine dieser beiden Jünger, und er  holte sogleich seinen Bruder Simon mit dem Hinweis, sie hätten den Messias gefunden. Dem Simon sagt Jesus dann zu, er solle in Zukunft "Kephas", Petrus genannt werden, was übersetzt soviel wie "Felsbrocken" bzw. "Stein" heißt. Damit will der Evangelist ausdrücken, dass Jesus Petrus für charakterstark und standhaft hält. Möglicherweise ist auch das aus der Sicht der frühen Gemeinde geschrieben, die Petrus als solchen kennengelernt hatten. Auch hier wird deutlich: Christsein hat mehr zu tun mit der Art und Weise, wie wir leben und handeln, als damit was wir mit unseren Lippen bekennen. Auch wir sollen als Christen charakterstark und standhaft sein in der Nachfolge Jesu, so dass wir an unserem Handeln und unsere Einstellung, an der Art und Weise, wie wir miteinander umgehen, als Christen erkennbar sind. 

Wenn man über uns sagte:  
"seht, wie sie einander lieben”,...                                                                                          

(PR Bernd Adelmann)

 

(Taufe des Herrn / Mk 1,7-11)

 

Die heutige biblische Erzählung ist uns allen wohlbekannt. Sie ist ein Teil des Prologes des Evangelium nach Markus. Wie in  einer Ouvertüre werden hier schon zentrale Themen angesprochen:
Johannes der Täufer steht am Jordan und vollzieht dort die Umkehr-Taufe: Er predigt der Menschen, dass sie umkehren sollen, sich zurück besinnen auf den richtigen Weg.

 

Und was ist dieser Weg?
Nach alter Tradition geschieht das Auftreten des Täufers genau an der Stelle an der das Volk Israel beim Auszug aus Ägypten den Jordan durchschritten hat (Jos 3 und 4). Dieser Auszug aus Ägypten, die Befreiung aus der Knechtschaft, ist das zentrale Thema des Alten Testamentes, des ersten Bundes Gottes mit den Menschen. Er begegnet uns auch im Prolog der zehn Gebote: " ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Du wirst neben mir keine anderen Götter haben...." (Exodus 20, 1). Gott tritt den Menschen gegenüber in Vorleistung. Er führt sie in die Freiheit. Diese Freiheit ist eine "Freiheit von..." - Und die Umkehr, die Johannes fordert,  ist eine Umkehr zu einem Leben aus dieser Freiheit heraus, und damit nach den 10 Geboten. Symbol dafür ist das Untertauchen im Jordan, die Reinigung.
Nun kommt in unsere Bibelstelle Jesus zu Johannes, und dieser kündet ihn an mit den Worten: "nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken und ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen ".
Die Taufe durch Jesus hat also eine andere Qualität als die Taufe durch Johannes: Es geht nicht nur um eine Umkehr, um eine Rückbesinnung, sondern hier geschieht etwas Neues. Das Kernthema des Neuen Testamentes ist die "Erlösung". Betrachtet man dieses Wort genau so stellt man fest, dass es eigentlich "Be-freiung" heißt.
So haben wir als zentrales Thema des Alten Bundes die "Freiheit von...", als Thema des Neuen Bundes die "Freiheit zu...". - Die Freiheit wozu?
Das steht auch in unserem Evangelientext: "er wird euch mit dem Heiligen Geist taufen". Dieser Geist, aus dem Jesus lebt, dieser Heilige Geist Gottes ist sein Wesen, ist die Liebe.
Und so heißt es im weiteren Verlauf unseres Bibeltextes, dass nach der Taufe Jesu "der Himmel aufriss und der Geist wie eine Taube auf ihn herab kam" (Mk 1,10). Nun war die Taube in der griechischen Götterwelt als heiliger Vogel der Liebesgöttin Aphrodite gewidmet, die  der Taube besonders zugetan war.
Die damaligen Hörer dieses Wortes mussten also auch durch das Bild der Taube die Assoziation haben, dass die Beziehung Gottes zu seinem Sohn die Liebe ist. Das entspricht ja auch unserem Gottesbild.
Bezogen auf unsere Ausgangsfrage heißt dies also, dass wir durch Jesus Christus und in seiner Nachfolge zur Liebe befreit sind.
So dürfen auch wir uns heute von Gott sagen lassen: " du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden ".
Ich bin geliebt, und ich darf Liebe weiter schenken. Ist das nicht schön?
                                                                                                   
(PR Bernd Adelmann)