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Hirtenwort von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann zur Österlichen Bußzeit 2024


Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Zeichen des Bundes werden zwischen mir und der Erde… das Wasser wird nie wieder zur Flut werden, die alle Wesen aus Fleisch verdirbt.“ (Gen 9, 13ff)

Was für eine Zusage Gottes für seine Schöpfung! Was auch geschieht, ja, was der Mensch auch anstellen mag – Gott setzt seinen Bogen sichtbar in den Himmel zum Zeichen, dass er selbst für die Zukunft seiner Erde einsteht. Gleich im ersten Buch der Bibel, im Buch Genesis, bindet sich Gott selbst an seine Schöpfung, unabhängig davon, ob der Mensch eine Gegenleistung bringt. Der Mensch soll niemals die Macht erhalten, alles zerstören zu können. Der Bund, den Gott mit Noah schließt, ist das Inbild nachhaltiger Bewahrung der Schöpfung. Er wird geschlossen mit den lebenden Menschen, mit allen Nachkommen, mit den Vögeln, dem Vieh und allen Wildtieren der Erde, ja, mit allen Lebewesen überhaupt. Er schließt ihn für alle kommenden Generationen mit dem Schwur „Nie wieder soll eine Flut kommen und die Erde verderben.“ (Gen 9, 11)


Liebe Schwestern und Brüder!

Die alttestamentliche Sintfluterzählung mit der Rettung des Lebens in der Arche mag einen historischen Kern haben. Aufgeschrieben wurde sie aber als deutendes Bild für die vielen umfassenden Krisen und Katastrophen, in die das Leben auf der Erde immer wieder hineingerät, manchmal durch Naturgewalt hervorgebracht, häufiger jedoch vom Menschen selbst gemacht. Die grundlegende Aussage der Bibel dabei ist: Keine Gewalt dieser Welt hat die letzte Macht über Leben und Zerstörung, über Dasein und Vernichtung. Die letzte Macht kommt allein Gott zu. Und er ist der Freund, der Garant des Lebens und der Zukunft. Ja, Gott ist der Freund unserer Zukunft. Genau hier aber stellt sich in unserer Zeit ein schwerwiegendes Argument gegen diese biblische Heilszusage: Sind wir nicht die erste Generation von Menschen im langen Lauf der Menschheitsgeschichte, in der diese Heilszuversicht durch die Möglichkeiten, die der Mensch heute hat, zutiefst erschüttert und in Frage gestellt ist? Was sich unsere Vorfahren nicht nur zu biblischen Zeiten, sondern noch bis vor wenigen Jahrzehnten nicht vorstellen konnten, rückt in den Horizont realer Möglichkeiten. Hat nicht der Mensch zum ersten Mal die Macht zur umfassenden Zerstörung seines gesamten Lebensraumes? Nicht allein durch die technische Entwicklung biologischer, chemischer und vor allem atomarer Waffen und umfassender Zerstörungssysteme. Nein, schon allein durch das, was wir die Zeitenwende zum Anthropozän nennen: durch den alltäglichen Einfluss, den der Mensch auf das Klima und die Lebensräume unserer Erde gewonnen hat. Zum ersten Mal in der Geschichte stehen uns realistische Szenarien umfassender Zerstörung des Lebens auf unserem Planeten durch den Menschen selber vor Augen. Das unmittelbare Gefühl demütigen Staunens und überwältigender Ergriffenheit gegenüber der Schöpfung mitsamt ihrer Vielfalt an Formen und Arten ist vom zweifelhaften Gefühl universaler Macht des Menschen wie auch der abgründigen Möglichkeiten zu deren Missbrauch durchsetzt. Der Mensch tritt an die Stelle Gottes und verliert gleichzeitig seinen tiefsten Halt. Wir erleben eine epochale Veränderung, die alle Lebensbereiche erfasst. Vorboten waren schon die traumatischen Erfahrungen der beiden Weltkriege im letzten Jahrhundert: die endlosen Schlacht- und Totenfelder des Ersten Weltkrieges mit seinem universalen Angriff auf die Integrität des Menschen – und dann die totale Vernichtungsmaschinerie Hitlers und seiner Schergen wie auch der Abwurf der Atombombe über Hiroshima und Nagasaki. Damals erstanden als Gegenreaktion in der Nachkriegszeit, stark geprägt durch dezidiert christliche Persönlichkeiten, das große Versöhnungsprojekt Europa und auch die großen universalen Institutionen für den Aufbau von Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden in der Völkergemeinschaft der Erde. Diese universale Vision scheint in unseren Tagen, vor allem mit Blick auf die weltweite Zunahme nationalistischer und rechtsextremer Tendenzen, an Einfluss und Wirkkraft zu verlieren zugunsten eines Zerfalls in sich abgrenzende und bekriegende Machtzentren. Viele Menschen in unserem Land, auch wenn sie selber keinen extremen Auffassungen zuneigen, haben Angst vor dem Verlust ihrer einigermaßen überschaubaren und gesicherten Lebenswelt. Das kann man gut verstehen. Aber ist in dieser Situation Angst ein guter Ratgeber, Sich-Abschotten die Lösung?

Die Demonstrationen der letzten Wochen für Demokratie und Freiheit, für eine offene und alle Menschen in ihrer Würde respektierende Gesellschaft machen Mut und sind gerade jetzt ein wichtiges Zeichen gegen alle, die mit der Angst der Menschen ihr unverschämtes Machtspiel betreiben. Sie setzen der Angst die entscheidende positive Kraft und Zuversicht gegenüber: die Vision des gelingenden Zusammenlebens aller Menschen in Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit, in unantastbarer Menschenwürde, die für jeden gilt, wie er auch ist und woher er auch kommt. Ja, es gibt etwas, das niemand zerstören kann, weil Gott es garantiert: die Würde, die er seinem Geschöpf eingehaucht hat. Deswegen bereiten wir uns jedes Jahr auf die Feier der Auferstehung Jesu Christi und damit der Neuwerdung der ganzen Schöpfung vor und reinigen uns von allem Zerstörerischen in uns. Wir sammeln unsere Kräfte neu, um schon mitten in unserer Zeit aufzustehen gegen Ungerechtigkeit, Hass und Hetze. Weil wir aus der Heilszusage Gottes leben, dass er der Freund unserer Zukunft ist, gewinnen wir immer neu die Kraft, Zukunft lebens- und menschenwürdig miteinander zu gestalten und uns einzumischen gegen die zersetzenden Kräfte in unserer Welt.

Der Künstler Emil Wachter schuf für die im II. Weltkrieg weitgehend zerstörte und danach wiederaufgebaute St. Ludwigskirche in der Stadtmitte von Ludwigshafen beachtenswerte Glasfenster, darunter das größte Glasfenster in unserem Bistum überhaupt. Es zeigt die biblische Geschichte von der Sintflut und der Arche Noah. Aber das Geschehen ist ganz in die Gegenwart verlegt. Hinter der Arche ist die Silhouette von Ludwigshafen zu sehen. Die Wellen der Flut reißen nicht nur Autos und Fabriken, sondern auch das Bild eines Diktators mit sich. Die Zerstörung entthront auch den, der sich selbst in seiner Macht für unbesiegbar und unsterblich hielt. Über der Arche aber breitet sich der Regenbogen, das Zeichen des einzigen Garanten für Leben und Zukunft, aus. Halt gibt nur Gott, der Freund unserer Zukunft. Mit ihm können wir die universale Vision des Heils für alle Menschen, für alles Leben, für alle kommenden Generationen wagen.

Heute, am ersten Fastensonntag, eröffnen wir in dieser Kirche von unserem Bistum aus die diesjährige bundesweite Fastenaktion von Misereor, unserem Solidaritätswerk vor allem mit den benachteiligten Menschen im globalen Süden. Das diesjährige Motto „Interessiert mich die Bohne“ will auf die ungerechte Situation der kleinen Kaffeebauern in Kolumbien aufmerksam machen. Mehr noch: Es will uns darüber hinaus aus der Gleichgültigkeit aufrütteln und zur Solidarität mit den Armen dieser Welt aufrufen. Ich möchte Ihnen hiermit unsere diesjährige Misereor-Fastenaktion ganz besonders ans Herz legen.


Liebe Schwestern und Brüder, 

„Nach mir die Sintflut“ ist kein gutes Lebensmotto. Stattdessen dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott der Freund unserer Zukunft ist. Das gilt besonders auch für unser kirchliches Leben, das von großen Abbrüchen gekennzeichnet ist.

Sie werden uns nicht zuletzt durch den notwendigen Sparprozess in unserem Bistum bis in alle Pfarreien, Verbände und Einrichtungen hinein immer schmerzhafter bewusst. Aber gerade in dieser von Untergangsszenarien durchdrungenen Situation unserer Zeit werden wir als Segensort, als Quelle von Hoffnung und Zuversicht in dieser Welt gebraucht. Das aber hängt nicht so sehr an unseren materiellen Möglichkeiten, sondern vielmehr an dem Geist, der lebendig macht. „Lasst uns dem Leben trauen, weil … Gott es mit uns lebt“, hat der Jesuit Alfred Delp kurz vor seiner Hinrichtung durch die Nazis geschrieben. Er hat damit der Anmaßung der Macht durch den Menschen mit seinem Lebenszeugnis widersprochen. Woraus hat er die Kraft, an die Zukunft zu glauben, gewonnen? Er wusste: Gott allein ist Garant des Lebens. Er ist der Freund unserer Zukunft.

Weil wir an diesen Gott des Lebens glauben, können wir Segensort in der Welt sein. Deshalb möchte ich Sie alle dazu einladen, das gemeinsam sichtbar zu machen. In den Tagen um Fronleichnam findet der große Katholikentag in Erfurt statt. Aber wir wollen uns in diesem Jahr auch wieder zu einem diözesanen Katholikentag am 22. September in Speyer miteinander versammeln. Gerade jetzt müssen wir ein Zeichen christlicher Präsenz und Hoffnungskraft setzen, ein österliches Zeichen qgegen alle Resignation! Denn Gott ist der Freund unserer Zukunft. Er segne euch, wie er Noah und Abraham segnete – und mache euch zum Segen für die Welt. Amen.


Ihr Bischof

+ Dr. Karl-Heinz Wiesemann

Bischof von Speyer



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