Gedanken zum Evangelium vom Sonntag / Feiertag

 

Im heutigen Evangelium hören wir, wie Jesus die Zwölf aussendet. Das ist uns schon so vertraut, dass wir gar nicht mehr groß darüber nachdenken: In vielen Kirchen gibt es zwölf Apostel-Leuchter, oft mit einem kleinen Kreuz darunter. Aber warum hat Jesus gerade zwölf Apostel berufen und ausgesandt? – wie Sie vielleicht wissen, kannte das alte Israel 12 Stämme. Auch wenn es nicht immer genau so viele waren, legt das Alte Testament großen Wert auf diese Zahl.12 ist das Produkt aus 3 und 4. Die Zahl 3 steht für Gott, 4 steht für unsere Welt: Wir kennen vier Jahreszeiten, vier Himmelsrichtungen , vier Hauptströme in der damaligen Welt.
3 x 4 heißt dann, dass überall auf der ganzen Welt Gott präsent sein soll. Dieses Wissen war zur Zeit Jesu verloren gegangen. Jesus aber war es wichtig, das den Menschen wieder bewusst zu machen. So beauftragte er zwölf Jünger damit, immer zu zweien seine Botschaft weiterzutragen im ganzen Land. Es geht hier also nicht um die Einsetzung der apostolischen Sukzession, sondern um einen Auftrag an uns alle: Gott, das heißt die Liebe und gelingende Beziehung, in unserer Welt gegenwärtig sein zu lassen.
Jesus weist die Jünger an, nur das Nötigste auf diesem Weg mitzunehmen. Zum einen kann dies heißen, dass wir lernen müssen, im Hier und Jetzt zu leben, nicht in der Vergangenheit, und auch nicht in der Zukunft, sondern in der Gegenwart.
Dieser Auftrag könnte auch für den Weg stehen, den die Kirche möglicherweise vor sich hat: Angesichts stetig wachsender Kirchenaustrittszahlen wird die Kirche auf Zukunft hin kein großes Gepäck mehr mit sich tragen können. Umso mehr wird es darauf ankommen, als Gemeinschaft von Glaubenden, Hoffenden und Vertrauenden den Menschen zu begegnen, anzukämpfen gegen alles, was gelingende Beziehung behindert, und den Menschen so das Heil Gottes nahezubringen, sie mit in dieses Heil hinein zu nehmen...